Die eiskalten Tage sind gezählt: Aus für die „Kalte Progression“

Die schlechte Nachricht: der kalte Winter liegt erst vor uns und wir sitzen wie Eskimos eingepackt im Büro/zu Hause und müssen Strom sparen – die gute Nachricht: die „kalte Progression“ geht dem Ende zu. Die schleichende Steuererhöhung wird nämlich mit 1. Jänner 2023 abgeschafft.

Zurück zum Ursprung – Was bedeutet „Kalte Progression?

Durch die Inflation oder besser bekannt als „die gefährlichste Steuer der Welt“ 😉 wird nicht nur alles teurer, wir bezahlen auch mehr Steuern. Der Grund dafür ist die kalte Progression.
Auf gut österreichisch gesagt: obwohl Du eine Gehaltserhöhung bekommen hast, kannst Du Dir weniger leisten.

Verantwortlich dafür sind – neben der Inflation – auch das “progressiv” gestaltete Steuersystem – denn je mehr Du verdienst, desto höher wird Dein zur Anwendung kommender Steuersatz.
In Österreich ist der Lohn- bzw. Einkommensteuertarif progressiv angelegt. Darunter ist zu verstehen, dass das Einkommen in einzelne Teile zerlegt und mit nach Tarifstufen ansteigenden Steuersätzen besteuert wird.
Kalte Progression ist die Steuermehrbelastung, die im zeitlichen Verlauf entsteht, wenn die Eckwerte eines steigenden Steuertarifes nicht an die Inflationsrate angepasst werden.

Ausblick: der Plan der Regierung

Laut der österreichischen Bundesregierung soll die kalte Progression zu 100% abgeschafft werden. Wirklich? Es soll auf eine zwei Drittel-Lösung gesetzt werden: das bedeutet, zwei Drittel der bisherigen Staatseinnahmen, bedingt durch die kalte Progression, sollen zukünftig direkt und automatisch an die Steuerzahler fließen. Beim letzten Drittel soll die Regierung jeweils bis 15. September des Jahres frei entscheiden können, was mit dieser Summe gemacht wird. Also doch nicht so berühmt, diese Neuregelung?

Mehr Netto vom Brutto – so wirkt sich die Abschaffung dann auf Dein Einkommen aus

Besonders auf Menschen, die nahezu an der Schwelle zu einer höheren Tarifstufe standen, schlug die kalte Progression bisher besonders heftig zu. Denn wer eine Gehaltserhöhung bekommt, fällt dann automatisch in die nächsthöhere Tarifstufe – und Enttäuschung macht sich breit. Von Deiner Bruttoerhöhung bleibt netto weniger über. Um der kalten Progression entgegenzuwirken, werden die Tarifstufen erstmals ab 1.1.2023 an die Inflation angepasst. Dafür ist die Inflationsrate von Juli des vorangegangenen Jahres bis Juni des laufenden Jahres Basis für die Berechnung. Für die Anpassung 2023 beträgt somit der Basis-Wert 5,2% (Inflationsrate Juli 2021 bis Juni 2022). Laut der Bundesregierung sollen sich die Österreicher*innen durch die Abschaffung bis 2026 rund 18 Milliarden Euro ersparen. Im kommenden Jahr sei mit Entlastungen von 1,8 Milliarden Euro zu rechnen. Die Nettogehälter 2023 sollen durch die Anpassungen um 5,3 % steigen. Angesichts der steigenden Schulden unseres Staatshaushaltes bleibt abzuwarten, was sich der Finanzminister als Gegengeschäft ausdenkt.

Ich persönlich bin eher skeptisch, ob dies nicht eine Augenauswischerei ist und wir auf Umwegen zur Kasse gebeten werden. Zum Beispiel durch höhere Spritpreise, eine Verdreifachung der Heiz- und Stromkosten oder durch die neue CO2-Steuer seit 1. Oktober 2022. Und wenn Energiekonzerne ihre Preise so stark erhöhen, dass sie im Geld schwimmen. Wenn also ein im teilweisen Staatsbesitz stehender Energiekonzern Umsatzerwartungen von 7 Mrd. und mehr Euro und Gewinnerwartungen von 2,5 Mrd. € prognostiziert, frage ich mich schon, wohin das führen wird.

Quelle: BMF, Finanzrechner

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