In ihrem letzten Artikel hat uns Alena Friedrich von Sergey Frank International erläutert, wie ein erfolgversprechender Lebenslauf verfasst wird. Im nächsten Schritt wird man zu einem Vorstellungsgespräch bei einem Personalberater oder bei dem ausschreibenden Unternehmen eingeladen. Was Sie bei diesem Interview beachten müssen, welche Fettnäpfchen vermeiden werden sollten und den ein oder anderen Tipp schreibt Alena Friedrich in diesem Beitrag.
Kein Einheitsbrei!
Unternehmen möchten für Ihre Bewerber einzigartig sein! Jeder Personaler möchte sehen, dass Sie sich aus ganz speziellen Gründen für dieses Unternehmen entschieden haben und für den Job „brennen“. Absolutes No-Go: Dem Verantwortlichen das Gefühl zu geben, dass diese Position nur eine Option von vielen für Sie ist. Vorbereitung ist daher das A und O. Recherchieren Sie, wer an dem Interview teilnimmt und welche Funktionen diese Personen im Unternehmen haben. Der erste positive Kontakt ist dann bereits hergestellt, wenn Sie Ihrem Gegenüber zu Beginn des Interviews zu verstehen geben, dass Sie ihn oder sie – zumindest über Google Suche her – bereits kennen.
Wissen ist Macht!
Im Internet und anderen Medien die wichtigsten Informationen zum Unternehmen sammeln:
- Seit wann besteht es?
- Größe?
- Hauptgeschäftsfelder?
- Wie ist die Unternehmenskultur?
- Kunden und Zielgruppen?
- International vertreten?
Überlegen Sie sich, welche Punkte für Sie den besonderen Reiz ausmachen, in dem Unternehmen tätig zu werden. Ist es die internationale Ausrichtung? Oder die überschaubare Größe, welche womöglich einen größeren Gestaltungsspielraum zulässt? Sind es die Produkte?
Ein absoluter Super-GAU entsteht, wenn Sie eine erhoffte Gehaltssteigerung als Motivationsgrund angeben. Dies hinterlässt einen faden Beigeschmack und man denkt Sie seien nur finanziell motiviert und nicht wirklich an dem Unternehmen interessiert.
Fragen, Fragen, Fragen
Bereiten Sie ebenso mögliche Fragen vor: Ist Ihnen irgendetwas unklar bezüglich des Aufgabenspektrums? Wie viel Reisetätigkeit ist mit der Position verbunden? Gibt es Fragen zur Organisation? Brauchen Sie noch weitere Hintergrundinformationen zu den Produkten oder Leistungen, zum eingesetzten CRM oder zum Team?
Versuchen Sie, die Fragen allgemein zu halten und noch nicht in die vertraglichen Themen zu gehen. In vielen Fällen gibt es nach dem ersten Interview noch ein weiteres Gespräch, welches dann auch die Möglichkeit bietet, Vertragliches, wie Gehalt, Dienstwagen oder Arbeitszeiten zu besprechen.
Der erste Eindruck zählt
Im eigentlichen Interview gilt es professionell und freundlich zu erscheinen. Außerdem sollten die üblichen guten Manieren definitiv nicht fehlen: Geben Sie Ihrem Gegenüber die Hand, entweder entsprechend der Hierarchie der Gesprächsteilnehmer (der Höchstrangige zuerst) oder nach dem Motto „Ladies first“. Setzen Sie sich erst, nachdem Sie dazu aufgefordert wurden oder die Gegenseite sich gesetzt hat, nehmen Sie eine offene Haltung ein und warten Sie, bis die Personalverantwortlichen das offizielle Gespräch beginnen (gegen kurzen Smalltalk ist nichts einzuwenden). Die Kleidung sollte dem Anlass und dem Unternehmen entsprechend gewählt werden. Wenn Sie sich in einem hippen IT-Unternehmen bewerben, ist Smart Casual ausreichend. In einem traditionelleren Unternehmen sind Business Casual oder der klassische Business Look treffender. Prinzipiell gilt: „Better overdressed than underdressed“.
Seien Sie Sie selbst!
Ein Personaler merkt sofort, wenn Sie sich verstellen, um bei der Gegenseite einen bestimmten, gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Verbiegen Sie sich nicht und seien Sie authentisch. Es ist nur menschlich, wenn Sie nervös sind und eine gewisse Selbstreflexion an den Tag legen. Ebenso wichtig: Gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein. Hören Sie genau hin, was Sie gefragt werden. Haken Sie noch einmal nach, falls Sie eine Frage nicht verstanden haben. Vermeiden Sie Monologe. Der Redeanteil zwischen Bewerber und Personaler bei einem Erstgespräch sollte bei etwa 60/40 liegen. Falls Sie für die Beantwortung einer bestimmten Frage mehr Zeit benötigen, fassen Sie Ihre Antwort zunächst einmal zusammen und fragen dann die Gegenseite, ob Sie den einen oder anderen Punkt weiter ausführen sollen. Ein Beispiel: Wenn Sie gefragt werden, mit welchen Mitteln Sie die im Lebenslauf angegebene Umsatz- und Gewinnsteigerung realisiert haben, könnten Sie antworten: „Das habe ich hauptsächlich durch drei Maßnahmen erreicht: Einerseits habe ich verlustreiche Produkte aus dem Portfolio gestrichen, weiterhin habe ich die Vertriebsmannschaft neu aufgestellt und außerdem neue Kundengruppen dazugewonnen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen zu dem einen oder anderen Punkt gern weitere Informationen geben.“.
Nicht jeder Ablauf ist gleich
So unterschiedlich wie die ausgeschriebenen Stellen, sind auch die Vorgehensweisen während des Bewerbungsgesprächs. Dies gilt für Personalverantwortliche der Unternehmen als auch für Personalberater. Während manche nach einem klaren Interviewleitfaden und einer festen Struktur vorgehen (um eine Vergleichbarkeit zwischen den Kandidaten zu gewährleisten), haben manche nur einen groben Ablaufplan und ein paar wichtige Fragen notiert. Ansonsten gestalten Sie das Gespräch offen, auch um ein besseres Gespür für den Kandidaten zu entwickeln. Ein Personalberater muss zudem entscheiden, ob ein Kandidat in die Unternehmenskultur seines Klienten passt, da alle Beteiligten typischerweise eine langfristige Zusammenarbeit wünschen. Meist beginnt ein Vorstellungsgespräch mit einer kurzen Einleitung durch den Personaler. Dann folgt entweder eine kurze Vorstellung des Unternehmens und der Gesprächsteilnehmer oder der Kandidat wird gebeten, seinen Lebenslauf zusammenzufassen. Achten Sie darauf, nur die wichtigsten Meilensteine Ihres Lebens zu erwähnen und nicht zu detailliert zu erzählen. Erzählen Sie Ihrem Gegenüber auch, warum Sie von der einen in die nächste Position gewechselt haben und was Ihre jeweiligen Hauptaufgaben waren. Alles in allem sollten diese Ausführungen nicht länger als 15 Minuten dauern. Danach folgt meist die „Frage-Antwort-Runde“, in der Ihnen Klärungsfragen gestellt werden und Sie die Möglichkeit haben, weitere Informationen zum Unternehmen und zur Position einzuholen. Zum Schluss Gesprächs (im Allgemeinen dauert es 60 is 90 Minuten) steht dann meist eine kurze Zusammenfassung und die Besprechung der nächsten Schritte, vor allem, bis wann Sie mit einem Feedback rechnen können.
Noch mehr Fragen über Fragen?
Primäres Ziel eines jeden Personalers ist es, mehr über Ihren Erfahrungen und Ihre Qualifikationen zu lernen. Es ist nicht das Ziel Sie unsicher zu machen. Alle Beteiligten wollen, dass Sie im Gespräch erfolgreich sind. Die meisten Erkundungen werden daher direkt auf Ihren Lebenslauf abzielen.
Es gibt aber durchaus ungewöhnliche Fragen. Aus der klassischen „Stärken-Schwächen-Frage“ wird schon mal „Was regt Sie im Job auf?“ oder „Was macht Ihnen Freude und Spaß?“. Anstatt „Was sind Ihre Hobbys?“ kommt vermehrt „Was machen Sie nach der Arbeit zum Ausgleich?“. Wenn Sie in Ihrem Daily Business fest im Sattel sitzen und sich selbst gut einschätzen können, sollte die Beantwortung keine Schwierigkeit darstellen.
Follow-up
Im Idealfall erhalten Sie nach 1 bis 2 Wochen vom Personalberater oder vom Unternehmen ein positives Feedback zu Ihrem Bewerbungsgespräch. Oftmals möchte man Sie dann noch ein zweites Mal sehen, um weitere Entscheidungsträger am Prozess teilhaben zu lassen. Prinzipiell gilt: Je höher die ausgeschriebene Position angesiedelt ist, umso mehr Entscheider sind involviert. Wenn Sie auch dieses Interview gut meistern und beide Seiten sich eine Zusammenarbeit vorstellen können, wird man Ihnen einen Vertragsentwurf zukommen lassen.
Die Vergütung ist ein Thema, das natürlich sowohl für Sie als auch für das Unternehmen wichtig ist. Es ist legitim, sich eine Anpassung beim fixen oder variablen Gehalt zu wünschen, doch übertreiben sollte man nicht. Vermeiden Sie unrealistische Gehaltserwartungen. Unternehmen haben typischerweise (mehr oder weniger) klare Gehaltsschemen und Dienstwagenregelungen, aus denen sie nicht ausbrechen können und auch nicht wollen, da dies zu Verzerrungen und damit zu Ungleichheiten führt. Gehen Sie mit dem Gehaltsthema offen um, besprechen Sie auf jeden Fall die variable Komponente, das Zielgehalt und natürlich auch die realistische Möglichkeit der Zielerreichung. Sollten Sie bestimmte Vorstellungen, was Nebenleistungen betrifft haben, erwähnen Sie diese schon vorab, damit das Unternehmen nicht erst am Ende des Prozesses damit konfrontiert wird. Hierbei geht es zum Beispiel wenn Sie sich eine private Krankenversicherung oder die Übernahme der Umzugskosten wünschen. Und betrachten Sie immer das Gesamtpaket, denn eine Vergütung besteht nicht nur aus einem Fixgehalt!
Mit all diesen praktischen Tipps sollten Sie als Bewerber für einen beruflichen Neuanfang gewappnet sein. Ich wünschen Ihnen auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg dafür!
Über die Autorin
Alena Friedrich begleitet als Managing Consultant bei Sergey Frank International seit mehreren Jahren erfolgreich die strategisch sensible Recherche und Auswahl des passgenauen Management- und Fachpersonals für namhafte mittelständische Unternehmen, die ein Auslandsgeschäft betreiben oder den Markteintritt im Ausland planen. Schwerpunktmäßig im Bereich Executive Search tätig, unterstützt sie Klienten bei der Besetzung anspruchsvoller Fach- und Führungspositionen und begleitet sie bei Kandidatenpräsentationen. Von der Recherche bis nach der Vertragsunterzeichnung berät und betreut sie Klienten und Kandidaten intensiv.
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