Bald sind Sommerferien! Als Kind bedeutete das für mich nicht nur, zwei wundervolle Monate schulfrei zu haben, sondern zunächst einmal viele, viele Stunden Fahrt mit Auto und Wohnwagen – oft zwei bis drei Tage am Stück –, bis wir unser Reiseziel in Italien oder Griechenland endlich erreicht hatten. Um uns die Zeit zu verkürzen, spielten meine Mutter, mein Bruder und ich oft einfache Spiele, während mein Vater den Wagen sicher über endlos scheinende Autobahnen und Landstraßen lenkte.
Sehr beliebt war bei uns das Pen-and-Paper-Spiel Stadt-Land-Fluss, das Sie vermutlich auch aus Ihrer Kindheit kennen. Das Tolle daran ist, dass es sich ganz leicht in eine spielerische Ideenfindungstechnik umwandeln lässt. Statt Städten, Ländern, Flüssen, Pflanzen oder Tieren wird in dieser Variante nach für die Problemlösung relevanten Begriffen gesucht.
Die Aufgabenstellung sollte komplex genug sein, so dass Sie mindestens drei bis sechs Unterprobleme oder Bestandteile definieren können. So können Sie diese Methode zur ersten Ideensammlung oder zur Vertiefung eines Problems einsetzen. Sie ist ideal auf langen Reisen, egal ob im Auto, in der Bahn, im Flugzeug oder auf einem Schiff. Auch zur Überbrückung von Wartezeiten eignet sie sich hervorragend. Sie benötigen lediglich einen Zettel und einen Stift pro SpielerIn.
Ablauf
- Definieren Sie die Zielsetzung und finden Sie drei bis sechs Unterprobleme oder Bestandteile, zu denen Sie Ideen finden möchten. Zeichnen Sie auf jedes Blatt einen Raster, ungefähr so:
- Schreiben Sie die gefundenen Kategorien in die oberste Zeile des Rasters.
- Ermitteln Sie einen Zufallsbuchstaben für die erste Runde. Dies geschieht entweder abwechselnd, indem einer leise das Alphabet aufsagt und ein anderer „Stop“ ruft, oder indem man mit dem Stift blind auf ein beschriebenes Papier einsticht.
- Jetzt beginnen alle zu schreiben. Suchen Sie zu jeder von Ihnen definierten Kategorie einen Begriff, der mit Ihrem Zufallsbuchstaben anfängt. Dabei geht es vor allem um Tempo, nicht um Genauigkeit und Originalität. Wer zuerst fertig ist, gibt dies laut kund. Auf dieses Signal hin müssen alle den Stift weglegen.
- Nun werden die Begriffe vorgelesen und die Punkte ermittelt. Hier gibt es unterschiedliche Regeln und Traditionen. Üblicherweise gilt, dass Worte, die nur einmal vorhanden sind, mehr Punkte bringen als mehrfach genannte. Also zum Beispiel 10 Punkte statt der normalen 5. Wenn jemand ein Wort in einer Kategorie gefunden hat, die von niemandem sonst ausgefüllt wurde, gibt es nochmal Extrapunkte.
- Spielen Sie solange Sie Lust haben, mindestens aber 15 bis 20 Runden.
- Sieger ist, wer am Schluss die meisten Punkte gesammelt hat. Da es Ihnen aber nicht nur ums Gewinnen des Spiels, sondern vor allem um das Finden neuer Ideen geht, sollten Sie nach einer kurzen Pause die Ergebnisse analysieren. Schaffen Sie Querverbindungen zwischen den Lösungen der SpielerInnen sowie zwischen den Zeilen und Spalten der einzelnen Blätter, und kombinieren Sie die Einträge zu neuen Ideen.
Anfangs geht es manchmal etwas zäh. Aber mit etwas Übung wird Ihr Denken flüssiger und die Ideen sprudeln nur so aufs Blatt. Bleiben Sie dran! Je öfter Sie mit dieser Technik arbeiten, desto besser läuft es.
Viel Vergnügen und schöne Urlaubszeit!
Ihre Petra Hennrich
P.S.: Wie Sie diese Methode auch alleine nutzen können, erfahren Sie in meinem Buch „Brainstorming for One“ beziehungsweise auf meiner Homepage unter http://www.rahmenhandlung.at/weblog/stories/1536
Petra Hennrich ist systemische Coachin, Trainerin und Autorin. Als „alter Hase“ in der Werbebranche mit über zwanzig Jahren Agenturerfahrung beschäftigt sie sich schon seit ihrer Jugend mit dem Thema Kreativität. Heute vermittelt sie das so gesammelte Wissen in Einzelcoachings und Seminaren.
2013 erschien ihr Buch „Brainstorming for One. 50 Werkzeuge und Übungen für Ihre Kreativität.“ (Junfermann Verlag, Paderborn).
Kontakt:
Petra Hennrich Creative Coaching
Lindengasse 14/3/5, 1070 Wien
E-Mail: ph@petrahennrich.at
Web: http://petrahennrich.at
Tel.: +43 660 34 09 471
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