Die Kunst der Provokation

Die Kunst der Provokation

In festgefahrenen Situationen kann eine bewusst falsche Idee unserem Denken eine neue Richtung geben. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns auf diesen absurden Gedanken einlassen und ihn weiterspinnen. Der britische Denkforscher Edward de Bono formulierte es so:

„Wenn wir urteilen, lehnen wir eine falsche Idee ab. Wenn wir uns bewegen, benutzen wir die Idee um ihres ‘Bewegungswertes’ willen. Die Idee wird dann zum Trittstein, auf dem wir zu einem anderen Muster überwechseln.“

Und genau das wollen wir mit dem Kreativitätswerkzeug, das ich Ihnen heute vorstelle, tun:

Die po-Methode

po (klein geschrieben!) ist eine Wortschöpfung von de Bono. Man kann es als provokante Operation interpretieren, es ist aber auch in Wörtern wie Hypothese, Potential und Poesie enthalten.

Bei diesem Werkzeug formulieren wir bewusst provokante, unlogische oder absurde Aussagen und benutzen diese als Trittstein oder Sprungbrett, um zu neuen Einfällen zu kommen.

Ablauf:

1. Entscheiden Sie, zu welchem Thema Sie Ideen sammeln möchten. Fassen Sie dieses Thema in einem Schlagwort zusammen und schreiben sie dieses auf einen großen Zettel.

2. Formulieren Sie haarsträubende po-Provokationen zu Ihrem Schlagwort, zum Beispiel durch Umkehrung, Übertreibung, Verzerrung, Wunschdenken oder Unverschämtheit, und notieren sie diese um ihr Wort herum.

Beispiele für po-Provokationen zu unterschiedlichen Themenbereichen

  • Die po-Bahn fährt unter den Schienen.
  • po-Eiswürfel sind flüssig.
  • Auf po-Geldscheinen steht kein Betrag.
  • po-Autos haben keine Räder.
  • Auf po-Briefen steht keine Adresse.
  • An der po-Bar gibt es nichts zu trinken.
  • po-Tische haben keine Beine.

Alles klar? Holen Sie Ihre verrückte Seite hervor! Übertreiben Sie! Und vor allem: Haben Sie Spaß dabei. Dies ist Ihr „innerer Fasching“.

3. Lassen Sie sich im Anschluss vom Bewegungswert Ihrer po-Provokationen inspirieren, indem Sie …

… das Prinzip der Idee untersuchen:
Was steckt eigentlich dahinter? Wie könnte das funktionieren?

… den Folgen der Idee Schritt für Schritt nachgehen:
Was wäre, wenn es wirklich so wäre? Welche Konsequenzen hätte es? Wer oder was wäre davon noch betroffen?

… sich darauf konzentrieren, was an der Idee abnormal ist:
Was lässt die Idee so verrückt erscheinen? Warum kann das nicht so sein?

… die positiven Aspekte der provokanten Idee herausstellen:
Was wäre gut daran? Wer würde profitieren?

4. Notieren Sie alle neuen Ideen, die auf diese Weise entstehen. Selbst wenn Sie in dieser Phase keine realistischen Lösungsansätze finden, können Sie ihre Gedanken in einer zweiten Phase als neue Trittsteine verwenden.

5. Bleiben Sie dran! Wenn der Ideenfluss stockt, machen Sie eine kleine Pause. Abstand von den eigenen Gedanken kann bei dieser Methode helfen. Aber machen Sie nach dieser Pause unbeirrt weiter. Zugegeben, es erfordert etwas Disziplin, vom reinen Spinnen wieder zur ernsthaften Lösungssuche zurückzukehren. Aber es lohnt sich. Am Ende dieser Session sollten Sie genug Material gesammelt haben, um sich für einen oder mehrere Lösungswege entscheiden zu können.

6. Planen Sie erste Schritte zur Umsetzung Ihrer Ideen.

 

Der Air Multifier von Dyson könnte das Ergebnis einer po-Provokation gewesen sein.

Photo © www.dyson.com

 

Beispiel: po-Ventilatoren haben keine Rotorblätter

Ein schönes Beispiel einer zunächst absurd erscheinenden Produktinnovation ist der Air Multifier der Firma Dyson: „po-Ventilatoren haben keine Rotorblätter“ könnte die ver-rückte po-Provokation dieser Entwicklung gewesen sein.

 

 

 

In diesem Sinne: Go crazy!

 


 

Petra Hennrich

(C) Peter Rauchecker

Petra Hennrich ist systemische Coachin, Trainerin und Autorin. Als „alter Hase“ in der Werbebranche mit über zwanzig Jahren Agenturerfahrung beschäftigt sie sich schon seit ihrer Jugend mit dem Thema Kreativität. Heute vermittelt sie das so gesammelte Wissen in Einzelcoachings und Seminaren, und moderiert Brainstorming-Sessions in Firmen und Institutionen. 2013 erschien ihr Buch „Brainstorming for One. 50 Werkzeuge und Übungen für Ihre Kreativität.“ (Junfermann Verlag, Paderborn). Die po-Provokation dahinter: Team-Meetings sind am produktivsten, wenn man dabei ganz alleine ist.

 

 

Kontakt:


Petra Hennrich Creative Coaching
Lindengasse 14/3/5, 1070 Wien
E-Mail: ph@petrahennrich.at

Web: http://petrahennrich.at

Tel.: +43 660 34 09 471

 

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