Nutzen Sie die semantische Intuition um neue Ideen zu entwickeln

Der Zebrefant und die Semantische Intuition

Denken Sie bitte kurz an einen Elefanten. Sofort wird in Ihrem Geist das Bild eines grauen Dickhäuters entstehen. Und nun denken Sie an ein Zebra. Und schon trabt es vor Ihr geistiges Auge und sieht Sie treuherzig an. Klar, denken Sie. Ich habe schon viele Elefanten und Zebras gesehen, im Zoo oder im Fernsehen. Vielleicht hatten Sie sogar schon Gelegenheit, die Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Es ist einfach, bekannte Dinge vor unserem geistigen Auge entstehen zu lassen.

Nun wird es spannend: Ich fordere Sie auf, die zwei Bilder miteinander zu verbinden und an einen Zebra-Elefanten oder ein Elefanten-Zebra zu denken. Was macht Ihr Unbewusstes mit dieser Aufforderung? Vielleicht sehen Sie jetzt einen Elefanten mit der für Zebras typischen Streifenfärbung. Oder ein besonders großes, dickes Zebra mit langem Rüssel. Oder etwas ganz anderes. Irgendetwas sehen Sie aber ziemlich sicher. Oder Sie hören, fühlen oder riechen es.

Wann immer wir einen bestimmten Begriff hören oder lesen, egal ob real oder erfunden, machen wir uns automatisch eine bildhafte Vorstellung davon. Dies gilt vor allem dann, wenn wir zumindest einen Teil des Wortes kennen. Dieses Prinzip macht sich die Semantische Intuition zunutze. Bei dieser Ideenfindungstechnik verbinden wir zunächst nicht zusammengehörende Wörter zu einem neuen Begriff und lassen uns durch diese Neubildungen inspirieren.

Einsatz: um aus gewohnten Denkmustern auszubrechen; zur Entwicklung neuer Produkte und visionärer Ideen

Benötigt: ein Stift, viele kleine Zettel oder Karteikarten und ein größeres Blatt Papier

Dauer: 30 bis 90 Minuten

Tipp: Macht auch mit Kindern viel Spaß!


Ablauf:

  1. Zunächst müssen Sie ein Thema definieren, zu dem Sie Ideen suchen möchten. Notieren Sie dieses als Stichwort oder in einem ganzen Satz. Legen Sie das Blatt beiseite.
  2. Sammeln Sie nun auf kleinen Zetteln oder Karteikarten alle Begriffe, Ideen, Gedanken und Assoziationen, die Ihnen zu dem Thema spontan einfallen. Pro Kärtchen sollte nur ein Wort notiert sein. Fahren Sie damit so lange fort, bis Sie einen ansehnlichen Stapel haben. Sollten Ihr Ideenfluss ins Stocken geraten, machen Sie kurz Pause und tun Sie etwas völlig anderes.
  3. Wenn Sie genügend Wörter gesammelt haben, beginnen Sie diese nach dem Zufallsprinzip neu zu kombinieren. Ziehen Sie dazu jeweils zwei Kärtchen aus dem Stapel, verbinden Sie die Begriffe und lassen Sie sich durch das Ergebnis inspirieren. Dabei können Sie sich auch von der ursprünglichen Bedeutung Ihrer Ausgangswörter entfernen. Freie Assoziationen sind möglich und erwünscht. Oft stoßen Sie dabei auf Begriffspaare, die Sie sonst nie in einem Atemzug genannt hätten.
  4. Analysieren Sie die neu gefundenen Begriffe: Was könnte das sein? Ist die Reihenfolge der beiden Begriffe wichtig? Können daraus neue Ideen abgeleitet werden? Welche Möglichkeiten ergeben sich dadurch?
  5. Schreiben Sie alle neuen Ideen auf und benutzen Sie diese zur weiteren Inspiration. Machen Sie so lange weiter, bis Sie mit Ihrer Ausbeute zufrieden sind.
  6. Im Anschluss können Sie Ihre Ideen ordnen und strukturieren, zum Beispiel indem Sie die kleinen Zettel auf einen großen Bogen Packpapier kleben oder eine Mind-Map anfertigen.
  7. Bewerten Sie die gefundenen Ideen erst zu einem späteren Zeitpunkt. Wählen Sie interessante, umsetzbare Ansätze aus und planen Sie konkrete Schritte.
  8. Setzen Sie die Ideen um!

Die ungewohnte Zusammenstellung von Begriffen führt fast immer zu unvorhergesehenen und unerwarteten Ergebnissen. So hat eine meiner Seminar-Teilnehmerinnen innerhalb kürzester Zeit mit dieser Methode eine komplette Schmucklinie kreiert und skizziert. Die Gruppe war begeistert, und in der Pause gab es bereits Vorbestellungen.


 

Petra Hennrich

(C) Peter Rauchecker

Petra Hennrich ist systemische Coachin, Trainerin und Autorin. Als „alter Hase“ in der Werbebranche mit über zwanzig Jahren Agenturerfahrung beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit dem Thema Kreativität. Heute vermittelt sie das so gesammelte Wissen in Einzelcoachings und Seminaren. 2013 erschien ihr Buch „Brainstorming for One. 50 Werkzeuge und Übungen für Ihre Kreativität.“ (Junfermann Verlag, Paderborn). Dieser Artikel ist ein Auszug daraus.

Kontakt:

Petra Hennrich Creative Coaching
Lindengasse 14/3/5, 1070 Wien
E-Mail: ph@petrahennrich.at
Web: http://petrahennrich.at
Tel.: +43 660 34 09 471

Bildquelle Beitragsbild: © Petra Hennrich

Haben Sie noch Fragen dazu?

Kontaktieren Sie uns: +43 1 310 60 10 52 oder info@hellerconsult.com

2 Gedanken zu „Der Zebrefant und die Semantische Intuition

  1. Hallo Frau Heller,
    Mit semantischer Intuition hatte ich bereits ein wenig experimentiert.
    Ich habe dabei versucht Zielrichtungs- und Modifikations-Worte zu verwenden um
    Orte, Handlungen, Ausgangsmaterialien und wiederkehrende Problemkeywords innerhalb
    meines Handlungsspielraumes zu kombinieren.
    So sind die Kombinationen
    -Material x Werkzeuge
    -Umgebungen x Verhaltensverben
    -Aufgaben x Arbeitsmittel
    gut für Ideenassoziationen kombinierbar.
    Über weitere Kombinationspaare gibt es auch bei BrainR ein Brainstorming (Nr 21916, Begriffslisten)

    Um etwas flexibler als mit Karten zu sein hatte ich nach einer Variante gesucht
    mir die Wortlisten austauschbar in Dateien abzuspeichern. Anfangs habe ich dazu ein
    Makro unter Excel genutzt, mir dann aber ein eigenes kleines Tool geschrieben mit dem man die Wortlisten durch Drag&Drop einfach austauschen kann und wahlweise im 30-Sekunden-Abstand Kombinationen anzeigbar sind. Ich hatte dazu auch im vorigen Jahr ein kurzes Video bei Youtube mit dem Stichwort Wortassoziationen hochgeladen. Das Tool kann gern von jedem genutzt werden der damit experimentieren möchte.

    Einen großen Vorteil hat die Karteikartenmethode : man kann sie auch im Cafe und bei Zugfahrten nutzen und dabei die Umgebungseinflüsse mit einfließen lassen.

    Ich schätze besonders Kreativitätstechniken die man ohne Gruppe nutzen kann und somit auch im Hausgebrauch oder für eigene ergebnisoffene Initiativen nutzbar sind.
    Danke für Ihren Beitrag.

    W. Könntmann

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