Monika Heller im Interview über ihr Buch in Progress

Monika Heller im Interview: Wenn Zitronen die Stimme retten

Monika Heller, ihres Zeichens Stimmtrainerin, Französischlehrerin, Radiomoderatorin und wie ihre Schwester deklarierter Arno Fischbacher-Fan, fühlte sich durch die von Yvonne Reif verfasste Rezension des Buches „Voice Sells. Die Macht der Stimme im Business“ so motiviert und angesprochen, dass sie beschlossen hat, auch ein Buch zu schreiben. Und es gibt schon einen Titel für ihr Werk: Das Abc der Stimme.   […]

Mit Natalie Kutschera sprach sie über Details und Hintergründe ihres redaktionellen Tuns.


 

Warum der Titel „das Abc der Stimme“?

Ein alphabetisch geordneter Consulter ist strukturiert, praktisch und übersichtlich. Und ich liebe Buchstaben.

Wie viele  Kapitel wird es geben? 26?

Ja, genau, ich hoffe, die Umlaute ä, ö und ü fühlen sich nicht benachteiligt, aber es ist schon so eine echte Herausforderung. Es gilt, 26 Buchstaben „stimmig“ unterzubringen. Manche Mitglieder des Alphabets sind ja wirklich verflixt, das X zum Beispiel. Ich musste etwas länger suchen, bis ich ein Wort fand, das mit X beginnt und zum Thema Stimme passt.

Und gefunden hast du…?

Xanthippe …die mit ihren speziellen stimmlichen Äußerungen angeblich den armen Sokrates quälte. Die antiken Beziehungstroubles eignen sich ja auch für einen kleinen Exkurs über hohe und tiefe Stimmen: Hohe Töne werden eher wahrgenommen (denken wir an die Sirene), die tiefen Stimmen gelten als Vertrauen einflößend (oh, wie so trügerisch!).

Um etwas gendermäßig Unverfängliches zu bieten, werde ich wohl auch erwähnen, dass die Buchstabenfolge„chs“ wie „x“ gesprochen wird (sportlich-romantisches Beispielwort: Wachs, zoologisches Beispiel: Luchs). Superlativ-Ausnahmen wie höchst oder nächst bestätigen die Regel. Ich muss zugeben: Das X ist besser als sein Ruf.

Gibt es Buchstaben, also Kapitel, die dir leichter von der Hand gehen und wo du schon weit fortgeschritten bist?

Ja, gleich die Nummer 1 des Alphabets, das A., ein dankbarer Buchstabe: Atmung, Aussprache, Artikulation – da füllen sich viele Seiten wie von selbst. Auch das B ist brav! Die Beiträge über Bruststimme, Bienensummen und Betonung sind so gut wie fertig! Die sinngemäße Betonung, verbunden mit Rhythmus und Sprechmelodie – ein weites Land…

Beim C wird es wohl wieder eng.

Ja, stimmt, aber Rettung lauert überall. Manchmal in Form von Ascorbinsäure, also Vitamin C: Für Sprechsituationen, in denen der Mund trocken und nichts Trinkbares greifbar ist, wird ja gern empfohlen, sich vorzustellen, langsam und genießerisch eine gelbgrüne Zitrone auszusaugen.

Eine Zitrone!?

Ja. In meinen Kursen rate ich eher zum mentalen Verzehr der einen oder anderen Lieblingsspeise. Wobei der Zusatz „Kalorien spielen keine Rolle“ nicht selten die Auswahl beeinflusst.

Das D ist sicher einfacher, ich denke da an Deutlichkeit

Genau! D wie Deutlichkeit und D wie Demosthenes. Der mit den Kieselsteinen… Wobei es angenehmer ist, mit einem Korken zwischen den Zähnen die Artikulation zu trainieren als mit Kieselsteinen im Mund! Das sag ich mal so, ich hab´s ja noch nie ausprobiert, also die Steine.

Nach D kommt E

Darf ich aus dem Manuskript vorlesen? E: Extrem ergiebig, ermöglicht es Exkurse zu den Themen Erdung, Entspannung, Energie. Sein Nachbar das F wiederum ist der IDEALE Partner fürs Zwerchfellmechanismustraining.

Und was schreibst du unter G?

Natürlich GÄHNEN! Gähnen ist Gold für die Kehle. Es führt es zu einem Ausgleich zwischen Kohlendioxydüberschuss und Sauerstoffmangel im Blut und bewirkt einen natürlichen Spannungsausgleich im Körper. Architektonisch gesehen ist es ein A, wobei auch UA als begleitende Lautäußerung sehr beliebt ist. I z.B. habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Wer auf I gähnen kann, möge sich bitte bei mir melden!

Ich werde es versuchen – apropos I

Dieses Kapitel ist so gut wie abgeschlossen, der Inhalt: Die Indifferenzlage sowie intellektuelle Sprechübungen wie „Irritiert isst Inge Ingwer“. Sollte das zu wenig sein, man muss ja etwas bieten, kommt noch ein Lehrsatz meines Gesangslehrers Hannibal Means dazu, der zu sagen bzw. singen pflegte:„ Das I ist der Schlüssel, „the e/I is the key“.

Geschrieben hätte er aber ein E und kein I.

Ich finde, man sollte das nicht so eng sehen, das Leben ist ohnehin schon schwer genug, z.B. die Aufgabe, etwas fürs J zu finden. Glücklicherweise gibt es die vokale Manifestation des Jodelns. Und den Herrn Jandl, dessen Lautgedichte jeden Sprechtechnikunterricht beleben und bereichern.

Ottos Mops …

Genau! Auf das Kapitel O freue ich mich! O wie Odem! O wie Oper und Operette! Es soll ja auch um die Stimme als Musikinstrument gehen. Also ums Singen. Übrigens gibt es ein Lied mit dem programmatischen Titel „Lachen ist gesund“, interpretiert (und gelacht) von Marie Thérèse Escribano. Eine großartige Sängerin, der ich viel verdanke. Ihre Stimmbefreiungsworkshops sind ja legendär.

Und Arno Fischbacher hat mir einmal genau in dem Bereich wertvolle Impulse gegeben, der im Blog von Yvonne Reif angesprochen wird – den Sprechpausen! Nicht nur als rhetorisches Stilmittel sind die Pausen wichtig, sondern auch um beispielsweise beim Unterrichten energetisches Feedback zu erhalten…Für  den Buchstaben P plane ich aber auch Beiträge zu Präsenz, und Präzision im sprachlichen Ausdruck. Und Percussion!

Wie hängen Stimme und Percussion zusammen?

Wenn wir angespannt sind, manifestiert sich das auch in der Stimme. Trommelrhythmen sind eine wunderbare Möglichkeit, sich von Stress und Verspannungen zu befreien. Und als Managerin des Percussion-Virtuosen Guem sitze ich quasi an der musikalischen Quelle. Einer Quelle, die nicht nur dynamisch sprudelt, sondern manchmal auch ruhig und getragen dahinfließt. Bei einem meiner Seminare bewirkte das Schwingen und Tönen zu „valse africaine“ im ¾ Takt, dass die (wie sie selbst es nannte) „Mickymaus-Stimme“ einer Teilnehmerin nachher wie verwandelt war, sie klang tief und voll, und „erwachsen“.

Du hast gesagt, X sei schwierig. Und wie ist es mit dem auf P folgenden Buchstaben Q?

Ich hab schon etwas gefunden. Bitte lach nicht: Quietschen, Quetschen und – Quaken.

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Als Anspielung auf den berühmt-berüchtigten Frosch im Hals. Der sich übrigens mit lautstarkem Räuspern nicht verjagen lässt! Im Gegenteil, Räuspern ist so ein no go, dass ich es beim R gar nicht reinnehmen werde, da bin ich unerbittlich. Wozu denn auch, das R hat ohnehin so viel zu bieten: R wie Rede, R wie Resonanz, R wie Rhetorik.

Hast du einen Lieblingsbuchstaben?

Wenn es um das sinnliche Vergnügen des Sprechens geht, ist das T mein Favorit. Es ist konkret, energetisierend und verleiht Autorität. Beim Schreiben freue ich mich am meisten über das L als Inspirationsquelle. L wie  Lautstärke, Luft! Und Liebe!

Liebe?

Ja, Liebe! Die Liebe zum Wort, zur Schönheit der Sprache, zur Literatur. Und das die Muskelblockaden im Zwerchfellbereich lösende Lachen!

Weil du das Zwerchfell erwähnst, gleich eine Frage zu Kapitel 26: Wird es unter Z auch etwas über Zungenbrecher zu lesen geben?

Das würde sich anbieten, aber ich finde, „Zungenbrecher“ klingt so brutal. Natürlich verdient der Zungenmuskel viel Aufmerksamkeit. Wenn wir mit der Zunge zwischen den Lippen und den Zähnen kreisen, fördern wir die Geschmeidigkeit der Gesichtsmuskulatur.

Zum Abschluss eine etwas boshafte Frage: Wir haben das Y übersprungen. Was schreibst du in Kapitel 25?

Erwischt! Ja, dieser Buchstabe kann einen zur Verzweiflung bringen. Immerhin habe ich schon zwei Schlüsselbegriffe, nämlich Yoga sowie Yin und Yang, in Zusammenhang mit Atmung, Körpergefühl und innerer Balance.

Ich hätte noch eine Idee: Y wie Yvonne! Yvonne Reif, die den Abc-Stimme-Ratgeber sicher gerne rezensieren wird.

Das wäre fein!

Viel Erfolg beim Schreiben!

Danke schön, und danke für die Y-Anregung!


Monika Heller ist u.a. Stimmtrainerin, Sprechtechnikerin, Französischlehrerin, Sprachpolizistin, Ghostwriterin, Reiseleiterin und Radiomoderatorin. Erfahren Sie mehr auf ihrer Webseite!

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