Elisabeth Heller hat als Rednerin selbst getestet wie Füllwörter passieren und wie man sie vermeiden kann

Also, dazu möchte ich im Grunde genommen etwas sagen…

In letzter Zeit stelle ich zusehends fest, dass auch brillante Redner, denen ich mit Begeisterung lange zuhören kann, Füllwörter einstreuen. Nichtssagendes und Entbehrliches wie „sozusagen, eigentlich, ehrlich gesagt, also…“ schleichen sich ein, stören den Redefluss, lenken den Zuhörer vom Wesentlichen ab. Ich frage mich dann: ist das bewusst eingesetzt – sogenannte Sprachdekorationen – oder passiert dies dem exzellenten Vortragenden (wie auch mir) unbewusst und unerkannt?

Was läuft beim gebannt Lauschenden ab?

Wollen Sie Ihr Publikum in einem passiven Zuhörermodus halten? Dann können Sie davon ausgehen, dass die Zu-hörer bald Weg-schläfer werden: die Off-Taste wird gedrückt.
Zu viel der „Ähs, Ähms und sozusagen“ können auch nerven. Das gräbt die Autorität des Redners ab. Das Publikum konzentriert sich auf die Füllwörter anstelle auf die Botschaft. Die Aufmerksamkeit sinkt. Am Ende neigt man zur Ansicht, der Redner hätte „eigentlich“ nichts gesagt. Das ist schade.

Probate Gegenmittel?

Bei einem Selbsttest stellte ich Folgendes fest: auch ich neige zu „Ähs“. Diese entstehen nicht beim Einatmen. Versuchen Sie es selbst, es funktioniert nicht, „Äh“ zu sagen, wenn Sie gerade Luft holen. Beim Ausatmen schleicht sich das „Äh“ ein. Haben Sie daher Mut zur Lücke. Verwandeln Sie das „Äh“ in eine Atempause – so wird das Füllwort zu einer Kunst-Pause.
Kurze Pausen dienen auch dem Zuhörer zur Reflexion des Gehörten. Planen Sie Pausen ein.
Lange Schachtelsätze bringen mich als Rednerin hie und da in Verlegenheit: ich verliere den Faden und pflanze ein Füllwort ein. Kurze, prägnante Sätze – mit spürbarer Punkt-Komma-Setzung helfen uns, im Rede-Fluss zu bleiben.

Selbstauferlegte Verbote „ich darf nicht „Äh“ sagen sind kontraproduktiv. Das Unterbewusste hört dann: „ich darf „Äh“ sagen“ (zu erklären warum das so ist, nehme ich mir für einen anderen Blogeintrag vor).

Eigentest oder Feedback vom Zuhörer

Es ist hilfreich, sich selbst beim Vorbereiten einer Rede, eines Vortrages aufzunehmen. Dazu gibt es tolle kostenlose Apps und Programme, die auf dem Smartphone eingesetzt werden. Schrecken Sie sich nicht, wenn Sie Ihre eigene Stimme als komplett fremd hören. Werden Sie sich der Füllwörter bewusst.
Wenn Füllwörter zu Bedeutungswörtern werden: „Kurz gesagt“ ist dann kein Füllwort, wenn die nachfolgende Stellungnahme tatsächlich kurz und prägnant ist. „Schlussendlich“ passt, wenn man zum Schluss kommt. Es gibt ca. 300 regelmäßig eingesetzte Füllwörter. Siehe dazu auch das Füllwort-Lexikon. 

Ein Wort zu österreichischen Sprachverrenkungen und deutscher Taffness

Durch unsere uns lieb gewordenen Klienten aus Deutschland fallen uns die kulturellen Unterschiede besonders stark auf: wir Österreich tendieren zu „würde-vollen“ Sprachverrenkungen. Der Konjunktiv feiert bei uns Hoch-Konjunktur. Unsere deutschen Nachbarn sagen es direkter, forscher, taffer (ja, diese Eindeutschung des englischen Wortes „tough“ gibt es laut Duden auch schon). Das empfinden wir zuweilen (Achtung Füllwort!) als unhöflich, als einen Affront.
Kulturelle Unterschiede gibt es derer viele: Beim Recherchieren zu meinem Blogbeitrag stieß ich auf einen Artikel zum russischen Sprachverhalten. Mit einem Hinweis auf die Webseite „Russia beyond the Headlines“ beende ich meinen Block mit dem Zitat: „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, nun ja, also, sozusagen, nein, es klappt schon wieder nicht!“ So versucht ein schüchterner junger Mann erfolglos, seiner Angebeteten seine Liebe zu gestehen. In seiner holprigen Liebeserklärung sind gleich drei verbreitete Worthülsen anzutreffen…“ Lesen Sie hier weiter

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